Viel gibt es heute von der alten Wilsdruffer Vorstadt, in der Sie sich die brennNessel befindet, nicht mehr zu sehen. Mit etwas Phantasie kann man jedoch für ein paar Minuten in das Gestern eintauchen.
Im 18. Jahrhundert war die Wilsdruffer Vorstadt die westlichste der drei großen Vorstädte Dresdens. Sie umfasste die Poppitzer und die Viehweider Gemeinde und erstreckte sich auf das heutige Gebiet zwischen Annenstraße und Elbe sowie zwischen Postplatz und Könneritzstraße. Schon im Mittelalter waren die Gemeinden der Wilsdruffer Vorstadt die bevölkerungsreichsten und wirtschaftlich bedeutendsten Vorstädte der Stadt Dresden.
Zur Viehweider Gemeinde gehörten auch die Schützengasse und das Schießhaus. Die Viehweide lag als feuchte Niederung zwischen Schloss, Marienbrücke und Freiberger Platz. Noch im 13. Jahrhundert stand hier ein grasreicher Auenwald voller Wasserläufe und Tümpel. Später weidete hier das Schlachtvieh der Fleischer. Aber im Laufe der städtischen Entwicklung ging die Viehhaltung zurück und das Wiesenland, auf dem nun Gärten und Gassen angelegt wurden, schrumpfte immer mehr zusammen. In die Viehweider Gemeinde, damals weit entfernt von der Stadt, verbannte man ab dem Mittelalter die Aussätzigen und die Findelkinder. Neben dem Spital für aussätzige Frauen und dem Ehrlichschen Gestift, das eine Armenschule für 100 Mädchen und Jungen war, gab es in dieser Gegend auch das Pestkrankenhaus, einen Armenfriedhof und eine Richtstätte.
Die Gegend der Viehweider Gemeinde ist die Heimat des Schützenwesens. Davon erzählen heute noch die Straßennamen und das schon 1454 gebaute Schießhaus. Hier hatte man es schon immer mit dem Schießen zu tun: Büchsenschützengasse, Äußere Schießgasse und Schießgasse in der Vorstadt sind alte Bezeichnungen für die Straße, die seit 1840 Schützengasse heißt. 1623 begann man mit der Bebauung der Straße. Es entstanden Häuser mit schmalem Flur und enger Wendeltreppe, die zwei bis drei Stockwerke hoch waren. 150 Jahre dauerte es, bis beide Straßenseiten lückenlos bebaut waren.
Das Vorderhaus der Schützengasse 18, der Teil, in dem die brennNessel zu Hause ist, zählt circa 350 Jahre. Als erster Nutzer dieser „Ladenfläche“ ist Christian Gottfried Schindler, Fleischhauermeister, im Jahre 1797 nachgewiesen. Das Hauptgebäude, die Schützengasse 16, ist ein einfaches Wohnhaus der Barockzeit. Während des zweiten Weltkrieges blieb der Gebäudekomplex Schützengasse 14 – 18 weitestgehend von der Zerstörung verschont. Bis Ende des Jahres 1989 standen die Häuser allerdings etliche Jahre leer, verfielen und entkamen nur knapp der Abrissbirne.
Nach der Wende wurde das Haus saniert, bis schließlich 1994 die Modernisierung fertig gestellt wurde. Das Umweltzentrum eröffnete im selben Jahr, die brennNessel 1997.